1965 | 75 Jahre NRZ | Zeitungsseiten

daß unter der Leitung der zehn An- geklagten zeitweise bis zu 6000 Men- schen an einem Tag ermordet wur- den. Insgesamt sind nach Zeugen- aussagen und Dokumenten in Tre- blinka weit über -700 000 Menschen, zumeist Bewohner der polnischen Gettos, umgebracht worden. Außer der imvorstellbaren Massen- vemichtung ist es im Lager Treblin- ka zu den grausamsten und bru- talsten Exzessen gekommen, die bis- her in einem NS-Prozeß verhandelt Siehe auch Kommentar GUTEN MORGEN Plakate Im Städtchen Creglingen in Nordwürttemberg hat eine übereifrige sozialdemokrati- sche Klebekolonne Plakate dev CDU mit eigenen Plakaten überklebt. Da war die CDU böse. Die SPD-Kreisgeschäftsstelle sah ein, daß die CDU mit Recht böse war. Die SPD - Kleber holten bei der CDU Erhard-Plakate ab und deck- ten damit ihre eigenen wieder zu. Große Koalition auf kleiner Ebene. Bißchen kompliziert, WfV Verhandlungen gescheitert Hamburg (dpa). Die Schlichtungs- verhandlungen im Tarifstreit des graphischen Gewerbes sind gestern gescheitert, nachdem die IG Druck und Papier und die Arbeitgeber einen Kompromißvorschlag des Zen- tralen Schiedsgerichts abgelehnt ha- ben. Das Schiedsgericht hatte am Donnerstag nach zähen Verhand- lungen vorgeschlagen, die Ecklöhne für die gewerblichen Arbeitnehmer im graphischen Gewerbe vom 1. Sep- tember an um 6,5 Prozent zu erhöhen. Viermal lebenslänglich Urteile im Treblinka-Prozeß gesprochen NRZ-Nachrichtendienst Düsseldorf. Das Düsseldorfer Schwurgericht hat gestern im Tre- blinka-Prozeß vier Angeklagte we- gen Mordes in 300 000 Fällen zu le- benslangen Zuchthausstrafen ver- urteilt. Fünf weitere ehemalige SS- Männer des berüchtigten Konzen- trationslagers bei Warschau erhiel- ten Zuchthausstrafen zwischen drei und zwölf Jahren. Ein Angeklagter wurde freigesprochen. Im Düsseldorfer Treblinka-Prozeß waren die scheußlichsten Ver- brechen des Nationalsozialismus in elfmonatiger Verhandlungsdauer zur Sprache gekommen. Das Lager Treblinka war ein reines Vernich- tungslager. Das Gericht stellte fest, wurden. Vor allem dem Hauptange- klagten, dem damaligen Lagerkom- mandanten Kurt Hubert Franz, wurde nachgewiesen, daß er ln zahlreichen Einzelfällen zu seinem Vergnügen wehrlose Häftlinge, darunter kleine Kinder, totgeprügelt hat. Tarif Kündigung noch 1965 IG Metall weiter gegen Notstandsgesetze NRZ-Nachrichtendienst Frankfurt. In der Metallindustrie der Bundesrepublik ist mit einer Tarifkttndigung bis zum Ende dieses Jahres zu rechnen. Der Vorsitzende der IG-Metall, Otto Brenner, erklärte, daß seine Gewerkschaft ihre aktive Lohn- politik fortzusetzen gedenke. Von einer möglichen Tarifkündigung wäre Bayern ausgenommen, weil hier andere Termine vereinbart wurden. Drei Tage vor Beginn des 8. Or- dentlichen Gewerkschaftstages der TG- Metall in Barmen unterstrich Brenner noch einmal die ablehnende Haltung seiner Gewerkschaft zu der geplanten Notstandsgesetzgebung. Brenner kündigte an, daß sich der Gewerkschaftstag auch mit den Angriffen von Bundeskanzler Erhard auf die Gewerkschaften befassen werde. Das Vorstandmitglied Heinz Dürrbeck gab bekannt, daß die IG Metail in Sprockhövel bei Bochum in den nächsten Jahren ein großes modernes Bildungszentrum mit einem Aufwand von 20 Millionen DM errichten werde. Die IG Metall zählt zur Zeit 1 986 000 Angestellte und Arbeiter als Mitglieder und hofft, noch in diesem Jahr die Zwei-Millionen- Grenze zu erreichen. Man greift zur und weiß Bescheid Bei uns zu Haus Wochenendplauderei Von GERD FISCHER (NRZ am Sonntag) Mode mit vielen Federn Nach den Premieren In Paris, lenden, Berlin und Rom Von BRIGITTE DEITERT (NRZ am Sonntag) zusätzlicher Mittel für Wissenschaft und Forschung. Für die Außenpolitik wurde fol- gende Dringiichkeitsliste aufgestellt: © Klärung der Europa-Politik mit de Gaulle und den übrigen Partnern, © Beratung mit den USA und de.i anderen Bün nispartnern über die Erhaltung und Reform der NATO ohne Gefährdung der Sicherheit der Bundesrepublik, © Entwicklung von deutschen Bei- trägen über die Gr ndelemente der Vorbereitung von Verhandlungen über eine friedensvertragliche Rege- lung für Deutschland, © Erwägung weiterer Möglich- keiten praktischer Zusammen arbeit mit osteuropäischen Ländern, © Überprüfung der innerdeutschen B ziehungen mit d m Ziel, ei Höchstmaß von menschlichen Ver- bindungen zu erreichen. Den sorgfältig und vorsichtig for- Deutsche Piloten im Einsatz in Vietnam? NRZ-Nachrichtendienst Bonn/Saigon. Das amerikanische Nachrichtenmagazin „Time“ behaup- tet, deutsche Piloten seien im Viet- namkrieg eingesetzt. Nach dem Be- richt des Magazins befinden sich mehr als 20 deutsche Flieger, die mit amerikanischen Pässen aus- gestattet sein sollen, mit amerikani- schen Flugzeugen im Kriegseinsatz. Sechs deutsche Piloten sollen dabei schon gefallen sein. Die Bundesregierung hat auf eine Anfrage des FDP-Abgeordneten Ko- hut den „Time“-Bericht gestern de- mentiert. Weder aktive noch beur- laubte BurideswehrangehÖrige seien in Vietnam eingesetzt. Die Frage einer deutschen militärischen Hilfe für Südvietnam sei nach wie vor gegenstandslos. Nikita fühlt sich wohl NRZ-Nächrichtendlenst Moskau. „Mein | Vater fühlt sich | wohl“, sagte Rada Adschubej gestern zu westlichen Journalisten in Moskau. Die Pfört- nerin des Hauses, in deijn der ge- stürzte Minister- präsident Chru- schtschow wohnt, hatte vorher ge- sagt: „Nikita ist sehr krank.“ Der 71jährige hat in einem Kranken- haus seinen Gesundheitszustand über- prüfen lassen. „Das ist nichts Außer- gewöhnliches für einen alten Mann“, sagte Rada. Ein sowjetischer Regie- rungssprecher: „Chruschtschow ist ein gewöhnlicher Bürger. Über sein Befinden ist nichts zu sagen.“ Konjew fand die Madonna Der sowjetische Marschall berichtet Uber die Rettung der Dresdner Kunstschötzo Von ERWIN BEHRENS (Feuilleton) US-Herzspezialist bei Albert Schweitzer Die Arzte verweigern jede Stellungnahme zum Befinden des Erkrankten NRZ-Nachrichtendienst Lambarene. Gestern traf der amerikanische Herzspezialist Dr. Miller in Lambarene bei Dr. Albert Schweitzer ein, der am Sonntag einen Zusammenbruch erlitten hatte. Wie aus einem Telefongespräch aus Lambarene hervorgeht, ver- brachte der 90jährige Friedensnobel- preisträger Dr. Schweitzer eine ru- hige Nacht von Donnerstag auf Frei- tag. Allerdings sei er nur zeitweilig bei Bewußtsein, dämmere meist vor sich hin und flüstere hin und wieder Worte auf deutsch. Der Arzt Dr. Münz, dem im ver- gangenen Februar die Leitung des Krankenhauses in Lambarene über- tragen worden war, verweigerte alle Angaben über die möglichen Gene- sungsaussichten von Dr. Schweitzer. In der Hauptstadt Gabuns, des Staates, in dem Lambarene liegt, hat die Nachricht von der Erkrankung des Arztes, der sein ganzes Leben Afrika gewidmet hat, keine beson- deren Gemütsbewegungen ausgelöst. Man hatte dort Schweitzer in den letzten Jahren vorgeworfen, er ar- beite mit primiti- ven Behandlungs- methoden und hel- fe den Afrikanern nicht, einen höhe- ren Stand der Zi- vilisation zu errei- chen. Schweitzer hatte diese würfe mit dem Aus- spruch beantwor- tet: „Ich bin hier, um zu heilen, und nicht, um zu pre- digen oder zu zivi- lisieren.“ Schweitzer auch Kommentar Weite Gebiete Österreichs stehen unter Wasser. In Villach (Kärnten) konnten sich die Einwohner nur mit Booten von und zu ihren Häusern bewegen. NRZ-Funkdienst/ap-iotofax Motoren werden stürker Frankfurt bringt SO neue Modelle Von HEINZ ENGELBRECHT (NRZ Motor und Verkehr) Zu Hause an den Theatern der Weit NORBERT BRÜGGER sprach mit Hofrat ADOLF ROTTER NRZ in der weiten Welt ln Nigeria gibt es Zelt Im Überfluß Von HELMUT FALKENSTORFER (NRZ am Sonntag) Heute im Lokalteil: Industriereport: Tausend Meter unter der Stadt Von ULRICH HINZ Schill-Pavillons halfen Oald sparen Von BERf FRINGS Das große Porträt: Chancen für die Verschütteten NRZ-Nachrichtendienst Saas-Fee. Nach Ansicht des Gen- fer Geologie-Professors Lembard besteht die Möglichkeit, daß unter der Eislawine des Allalin-Glet- schers, die am Montag ü'„er dem Baulager des Mattmark-Staudammes niederging, noch Menschen leben. Lombard erklärte: „Es ist erwiesen, daß Menschen unter einer Eislawine bis zu acht Tagen überleben können, vor allem dann, wenn sich die Eis- blöcke so gestellt haben, daß zwi- schen ihnen Spalten entstehen, in denen ausreichend Sauerstoff vor- handen ist.“ In der Innenpolitik sollen folgende Probleme zuerst gelöst werden: A Ordnung der Staatsfinanzen w obine Steuererhöhungen, A Unterbindung eines weiteren Preisauftriebs, A Beratung mit'den Ministerpräsi- w denten der-' Länder über eine fruchtbare Zusammenarbeit auf den Gebieten der Bildung und Volksge- sundheit, A Beratungen mit den Oberbürge r- w meistern über die notwendigen Änderungen der Bestimmungen über „weiße Kreise“ und den Woh- nungsbau, A Vorschläge -n den Bundestag für die Rangordnung -Ier Gemein- schaftsaufgaben und das Freimachen mulierten außenpolitischen Punkt 3 erläuterte der stellvertretende SPD- Vorsitzende Herbert Wehner vor der Presse in Bonn. Er warnte davor, das Thema Friedensregelung innen- und außenpolitisch zu Kleinholz zu zerhacken. Es gehe der SPD nicht um einen Partei-Friedensvertrag, sondern die Vorbereitung der Vor- verhandlungen bedürfe der brei- testen Ejasis in Parlament und Be- völkerung. Vor allem müsse die in der Welt verbreitete Auffassung überwunden werden, sagte Wehner, daß Moskau den Friedensvertrag wolle, Bonn aber nicht. Dagegen müsse die deutsche These stehen: „Wir wollen den Friedensvertrag, der keine Tei- lungsurkunde sein darf.“ Im Anzeigenteil: NORDRHEIN-WESTFÄLISCHER STELLENMARKT Auflage 530000 wird erreicht durch gemein- same Veröffentlichung in NRZ - NEUE RUHR ZEITUNG / NEUE RHEIN ZEITUNG und WESTFÄLISCHE RUNDSCHAU NRZ-Wahlforum Mit Diskussionsbeiträgen von FRITZ ERLER, RAINER BARZEL und HELMUT SCHMIDT (Sonderseite) Brandts Programm für die ersten 100 Tage Wehner: Friedensregelung sorgfältig vorbereiten Von NRZ-Redakteurin HILÜE PURWIN Bonn. Für die ersten 100 Tage einer.von der SPD geführten Bundes- regierung hat der SPD-Vorsitzende Willy Brandt gestern ein Programm, mit je fünf innen- und außenpolitischen Punkten angekündigt, die den Vorrang vor allen anderen Aufgaben erhalten sollen. Ticks tUr Millionen Heute: Die Hula-Hoop-Welle Von WINFRIED SAAM (Buntes Leben) Zwei NRZ-Serien Auf Wahlreiten mit der Prominenz Heute: Erich Monde Von HILDE PURWIN (Seite 2) In der Spitzengruppe der deutschen Tageszeitungen HEUTE: Jens Feddersen Noch vierzehn Tage Leitartikel (Sette 2) NftZ-lnterview Ingrid Ohlenichlöger will lum Film Von JÜRGEN PETSCHULL (Reportagen) Samstag, 4. September 1965 20. Jahrgang Nr. 207 Preis 30 Pf Ausg. A - Ruf 221511 - 1 H 5189 A NeueRuhrzeitung unabhängig - meinungsfreudig Neue Rhein Ruhr Zeitung Katastrophen von Kärnten bis Sizilien BRÜCKENWEIHE - EIN FREUDENTAG FÜR DEN NIEDERRHEIN Unwetter suchen Europa heim Schwere Sturmschäden an Ruhr und Sieg NRZ-N achrichtendienst Rom /Wien/Dortmund. Schwere Unwetter haben in Italien und Österreich den Katastrophenzustand hervorgerufen. Auch das östliche Ruhr- gebiet und das Siegerland wurden gestern von Stürmen, Gewittern und wolkenbruchartigen Regengüssen heimgesucht. In Italien wird die Anzahl der Toten auf 60 geschätzt, ln Österreich gab es bisher fünf Opfer. • Der Winter kommt früher als gewöhnlich. In der Schweiz mußten Pässe wegen starken Schneefalls gesperrt werden. • Paris erlebte mit 14 Grad den kältesten Septemberanfang seit fast 100 Jahren • Portugal leidet unter einer Dürre. Seit sieben Monaten hat es hier nicht geregnet- Italien: Wahrscheinlich 60 Todesopfer, 35/ Vermißte, Zehntausende von Ob- dachlosen und ein Sachschaden, der noch nicht abzuschätzen ist — das ist die erschreckende Bilanz des Unwetters. Ein Zehntel Italiens ist überschwemmt. Hauptkatastrophen- gebiet sind Norditalien und das Ge- biet um Rom. Auch Sizilien wurde betroffen Halb Rom ist ohne Trinkwasser, da der Sturm eine Hauptleitung zer- stört hat. Bei Orvieto hielt ein Polizeibeamter in letzter Minute einen mit 600 Menschen besetzten Zug nach Florenz an, der 30 Sekun- den später höchstwahrscheinlich an einer unterspülten Stelle des , Bahn- damms entgleist wäre. Österreich: Das Reiseland Kärnten wurde am schwersten vom Unwetter betroffen Das gesamte Straßennetz in West- kämten wurde überschwemmt Dammbrüche und Flutwellen be- drohten Tausende von Menschen. In Osttirol gab es mehrere. Erdrutsche. Die Straßen im Stubaital, im ötz- tal und die Großglockner-Hoch- alpenstraße mußten gesperrt werden. Österreichs Bundeskanzler Dr Klaus, der das Katastrophengebiet in Osttirol besuchte, fungierte dabei als „Sonderbotschafter“ für deutsche Touristen. Sie trugen ihm auf, ihren Angehörigen Grüße zu bestellen und ihnen zu sagen, daß wegen zerstörter Straßen eine verspätete Heimkehr möglich sei. im Rhein- und Ruhr-Gebiet: Zum zweiten Male in diesem Jahr wurde Ostwestfalen vom Hochwasser heimgesucht. Besonders schwer be- troffen wurde Dortmund. Nach lang anhaltenden Regengüssen faßte die Kanalisation die Wassermassen nicht mehr, so daß Kanaldeckel hochgin- gen, die Keller zahlreicher Häuser überschwemmt wurden und ganze Straßen unter Wasser standen. Im Siegerland wurde in einigen Bezirken Katastrophenalarm gege- ben. Hier gab es zwei Tote und einen Schwerverletzten. An mehreren Orten fiel bis zu fünf Zentimeter Hagel, der erst gegen Mittag auf- taute. Zahlreiche Fahrzeuge wurden in die Straßengräben gedrückt. In Siegen war die Stromversorgung zeitweilig unterbrochen. Bis zu 150 Jahre alte Bäume wurden entwur- zelt. t Gestern wurde die größte Hänge- brücke Deutschlands eingeweiht. Die Straßenbrücke verbindet die Städte Kleve und Emmerich und schließt gleichzeitig über eine neuausge- baute Straße das linksrheinische Ge- biet an die Autobahn Hollandlinie an. Es war ein Freudentag für den ganzen Niederrhein. Bei der Weihe des imposanten Bauwerks war viel Prominenz zugegen. Unser Foto zeigt im Vordergrund Bundesverkehrs- minister Seebohm zwischen NRW- Ministerprä&ident Dr. Meyers und seiner Frau. (Siehe Bericht im Innern.) NRZ-Foto: Garthe Chruschtschow auf einen t Blick • Mit einer Trägerrakete hat die Sowjetunion gestern fünf Satelliten auf eine Umlaufbahn um die Erde gebracht. • Fünf jungen Männern aus Mittel- deutschland ist in der Nacht zum Freitag die Flucht über die Zonen- grenze nach Niedersachsen gelungen. An der Berliner Sektorengrenze ist wieder ein Fluchtversuch gescheitert. • Vier junge Südtiroler sind von der italienischen Polizei offiziell des Mordes an den ifn Pustertal erschos- senen zwei Karabinieri beschuldigt worden. • Albert Westphal gewann in Berlin gegen den US-Schwergewichtler Ray Patterson in der 5. Runde durch k. o.

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