1955 | 75 Jahre NRZ | Zeitungsseiten

Scholz Punktsieger Hamburg. — Gustav Scholz blieb auch ltt seinem 57. Profikampf un- geschlagen. Der Berliner Mittelgewicht- ler besiegte in Hamburg Englands Halbschwergewlcbtsmeister Buxton über 10 Runden sicher nach Punkten. (Ausführlicher Bericht siehe Sportteil) Admiral Voß entlassen Hof. (ap-dpa) Der ehemalige Vize- admiral und Vertreter des OKM im Führerhauptquartier, Erich Voß, ist gestern bei Hof ins Bundesgebiet ent- lassen worden. Voß war von den Sowjets gemeinsam mit dem ehemali- gen Feldmarschall Schörner in Freiheit gesetzt worden. IG Bau kündigt Tarif Frankfurt, (ap) Der Vorstand der In- dustriegewerkschaft Bau, Steine, Er- den hat gestern einstimmig beschlos- sen, die Lohn- und Gehaltstarifver- träge für das Bauhauptgewerbe auf Bundesebene mit Wirkung vom 28. Fe- bruar zu kündigen. Die Gewerkschaft erklärte, der gegenwärtige Ecklohn für Maurer in der Ortsklasse I in Höhe von 2 DM sei nicht länger trag- bar. Die Flüsse führen Treibeis Schiffahrt behindert — Schwere Schäden durch Schlamm Associated Press / Deutsche Presse-Agentur Hamburg. Treibeis auf allen nord- deutschen Flüssen, im Dortmund-Ems- Kanal und im nordfriesischen Watten- meer! Auf der Ems ist die Schiffahrt völlig lahmgelegt, im Kanal zwischen Dortmund und Emden stark behindert. An den Ufern des Rheins hat das rückflutende Hochwasser meterhohen Schlamm zurückgelassen, der sich als schmutziges Band von der weiß ver- schneiten übrigen Landschaft abhebt. Die Schäden durch den Schlamm sind noch nicht zu übersehen. Die Schiffahrt auf dem Rhein ist wieder normal. Aus Frankreich wer- den schwere Hochwasserschäden ge- meldet. Erklärung gestoppt H. P. Bonn. In letzter Minute zu- rückgezogen wurde ein am Vortage angekündigtes Kommunique über die gestrige Kabinettsitzung zur Kreml- Erklärung. Bundespressechef v. Eckardt, Staats- sekretär Hallstein und Botschafter Blankenhorn fuhren sofort nach Büh- lerhöhe um den Kanzler zu unter- richten. Bundesrat schützt Rentner Härten sollen im Krankheitsfall vermieden werden Associated Press /Deutsche Presse-Agentur Bonn. Der Bundesrat hat gestern die Rentner vor Härten im Krank- heitsfall bewahrt. Er lehnte einen Re- gierungsentwurf zur Neuordnung der Krankenversicherung ab. Nach diesem Entwurf sollte die Krankenversicherung der Rentner in die allgemeine Krankenversicherung einbezogen, die Versicherten an den Arzneikosten beteiligt und die Rent- ner mit der Hälfte der Kosten im Krankheitsfalle belastet werden. Die Ländervertreter erklärten, eine solche soziale Härte sei nicht zu verantwor- ten. In der gestrigen Bundesrats- sitzung wurden außerdem folgende Punkte behandelt: WIEDERGUTMACHUNG: Zuge- stimmt hat der Bundesrat der Verord- nung über den Aufruf von Anprii- chen nach dem Wiedergutmachungs- gesetz. Danach werden u. a An- sprüche von Berechtigten über 60 Jahre und solchen mit geminderter Erwerbsfähigkeit jetzt erfüllt. HEIMKEHRER: Der Bundesrat stimmte einer Verordnung zu, wo- nach die Kriegsgefangenenentschädi- gung von der zweiten bis einschließ- lich zehnten Dringlichkeitsstufe vom Tage des Inkrafttretens dieser Ver- ordnung an ausgezahlt werden soll. Heuss: Guter Lohn NRZ-Nachrichtendienst München. In jedem Betrieb müsse ein anständiger Ton herrschen und ein anständiger Lohn gezahlt werden, erklärte Bundespräsident Heuss gestern auf einer Arbeitgeber- konferenz in München. Jedermann müsse das Gefühl haben, daß sich sein Leben lohnt. Heuss ermahnte Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu Anstand, Verständ- nis und menschlichem Vertrauen Audi die Jugend müsse man ernst nehmen. Schließlich solle man dem Problem der weiblichen Arbeitskräfte mehr Aufmerksamkeit schenken. Kampf gegen Prostitution Rom. (ap) Ein Senatsausschuß bil- ligte einstimmig ein Gesetz, durch das die öffentlichen Häuser in Italien ge- schlossen und die bisher geduldete Prostitution verboten werden soll. Letzte Sportmeldung Keine Stärkung für Mendes Kritik an Umbildung der Regierung — Afrika-Debatte im Februar Von unserem Korrespondenten JULIUS R. KAIM Paris. Mendes hat sein Kabinett zum fünften Male umgebildet. 37 Mi- nister und Staatssekretäre umfaßt die neue Regierung. Der Strukturwech- sel, der sich aus der politischen Ent- wicklung ergab, stößt jedoch bei zahl- reichen Gruppen auf Kritik. Es wird bezweifelt, daß die Umbil- dung einen Schutz gegen die zu er- wartenden schweren Angriffe darstellt, denen die Regierung in nächster Zeit ausgesetzt sein wird. Zum erstenmal fürchten auch die Freunde des Mini- sterpräsidenten, daß es bei den kom- menden Debatten „um seinen Kopf geht". Mendes hat jedoch gestern abend in der Nationalversammlung einen Er- folg errungen. Mit 519 gegen hundert kommunistische Stimmen beschloß die Kammer, nicht auf einer sofortigen Beratung der Nordafrika-Probleme zu bestehen. Die Nordafrika-Debatte wurde auf den 2. und 3. Februar fest- gesetzt. National Seitune Das Basler Blatt spricht von einer .Probemobilmachung * und erklärt: „Die Stimmung unter den Arbeitnehmern ist schlecht; und wenn ein Mann wie Sonder- minister Strauß nichts Geschei- teres zu tun weiß, als den Ge- werkschaften vorzuwerfen, sie unterstützten damit nur Mos- kau, dann muß man sich nicht wundern, daß die Kluft zwi- schen der Arbeiterschaft und Bonn ständig wächst." „Jeden Meter verteidigen Heidelberg, (ap-dpa) Europa wird im Falle eines Angriffs weit östlich des Rheins und Meter um Meter ver- teidigt werden, erklärte gestern der Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte in Europa, General William Hoge, auf einer Abschiedsansprache in Heidel- berg. Die „Rheinlinie" sei durch die Entwicklung der NATO überholt. Prag: Normalisieren Wien, (ap) Der Außenminister der Tschechoslowakei, David, erklärte in einer Rede vor dem außenpolitischen Ausschuß des CSR-Parlamentes, die Beziehungen zwischen der CSR und der Bundesrepublik Deutschland soll- ten „verbessert, erweitert und normali- siert“ werden. Das könne geschehen, bevor Deutschland wiedervereinigt sei. Peking erlaubt Besuch Washington, (dpa) Die US-Regie- rung hat den Angehörigen der Ame- rikaner, die in China festgehalten werden, mitgeteilt, daß sie zu einem .Besuch nach Rotchina reisen können, das Risiko aber selbst tragen müßten. Das Angebot wurde der US-Regierung von Peking gemacht. Telegramm an den Bundeskanzler: Sofort verhandeln” FDP-Rademacher will gegen Verträge stimmen — „An Berlin denken“ Associated Press Hamburg. Einer der prominentesten Bundestagsabgeordneten der Freien Demokraten, Max Rademacher, hat in einem Telegramm an den Bundeskanzler sofortige Verhandlungen mit dem Kreml unter deutscher Beteiligung gefordert. Gleichzeitig kündigte er an, er werde vorläufig den Pariser Miiitärverträgen nicht zustimmen. Das Telegramm Rade- machers hat in Bonn beträchtliches Aufsehen erregt. In dem Telegramm heißt es, er wende sich direkt an den Bundeskanz- ler „aus der großen Sorge heraus, daß Ihre Äußerung, das jüngste Moskauer Angebot sei nicht tragisch zu nehmen, zu einer Entwicklung führen könnte, die dann wirklich tragisch wäre". „Das Moskauer Angebot bietet Ihnen eine einmalige Chance, unserer bis Anfang 1954 erfolgreichen Außenpoli- tik nunmehr eine neue entscheidende Richtung zu geben, die je nach dem Ausgang der Ost-West-Gespräche Mil- lionen Deutscher bei einem Scheitern dann davon überzeugen müßte, daß es ohne Verteidigungsbereitschaft nicht möglich ist, unsere Freiheit zu erhal- ten. Die Folgen eines schroffen Ablehnung des Moskauer Angebots können unabsehbar sein. Denken Sie, Herr Bundeskanzler, auch an das mög- liche Schicksal Berlins.“ MBWT Die unabhängige Zürcher Zei- tung stellt lest, daß die Arbeit- nehmer soiort gemerkt hätten, was gespielt wurde, als Reusch seine Philippika gegen das Mitbestimmungsrecht loslieä . Wörtlich schreibt das Blatt: „Die Sprache des General- direktors Reusch kommt nicht von ungefähr, und das Atten- tat, das seine Stilblüte gegen das Mitbestimmungsrecht der westdeutschen Arbeitnehmer darstellt, auch nicht Das Mit- bestimmungsgesetz, mit dem sich Westdeutschland an die Spitze der sozialrechtlich fort- schrittlichen Länder gestellt hatte, war den Großindustriel- len immer ein Dorn im Auge." Tschiang: Zurück! Washington erwägt Plan zur Räumung der Inseln Associated Press / Deutsche Presse-Agentur Washington. Das China-Problem nimmt immer mehr von der amerikanischen Politik Besitz. Nach Mitteilung von zwei maßgeblichen Kongreßabgeordneten erwägen die USA gegenwärtig den Plan, die weniger wichtigen, von Nationalchina gehaltenen Inseln vor der Fest- landsküste zu räumen. Es handelt sich um rund ein Dutzend. Mit dieser Maßnahme soll die Ver- teidigungsbereitschaft der übrigen In- seln, insbesondere der Pescadores und Formosas, erhöht werden. Die Evakuierung soll mit Hilfe von US- Schiffen und'Flugzeugen durchgeführt werden. Präsident Eisenhower will den Kongreß um eine Sondervoll- macht zum Einsatz von US-Verbänden ersuchen. Der amerikanische Sicher- heitsrat prüft gegenwärtig die Lage in Fernost. Tschiang Kai Schek hat um weitere US-Hilfe für die Tachen-Inseln er- sucht, die durch den Fall der Insel Yikiangschan in den direkten Schuß- bereich der kommunistischen Batterien gekommen sind. Inzwischen ist der stellvertretende Chef des Nachsdiub- und Transportwesens der US-Marine zu Besprechungen mit Tschiang Kai Schek auf Formosa eingetroffen. Das Ausland zum Streikbeschluß Der Streikbeschluß der Indu- striegewerkschaften Bergbau und Metall hat im Ausland ein lebhaftes Echo hervorgerufen. Hier sind einige Stimmen aus der Schweiz: Heute an Rhein und Ruhr: Fast eine Million Arbeiter streiken „Die-Gewerkschaften haben kein Interesse an einem Brand. Hoffentlich wird von anderer Seite nicht öl ins Feuer gegossen." Das erklärte gestern die Presse- stelle des DGB zu dem heute stattfindenden Protest- streik von nahezu einer Million Berg- und Stahlarbei- tern gegen die Äußerung des Generaldirektors Reusch zur Mitbestimmung. Der Vorstand der IG Bergbau teilte mit, daß er die Erklärung der Bundesregierung zum Streik mit Befremden zur Kenntnis genommen habe. Die Leitungen fast aller Zechen des Stein- kohlenbergbaus und des Vereins rheinischer Braun- kohlenwerke forderten die Belegschaften aui, auch heute zur Arbeit zu erscheinen. Unser Bild zeigt Kum- pels beim Lesen des Streikaufrufs. p 0 to: Werner sdimidt Wer verrät was? Des Kanzlers Angriff Ein Wort zur deutschen Schicksals- frage / Von Klaus Besser (Seite 2) Das „Licht von China" serviert Peking-Enten Ehemaliger Konsul führt in Düsseldorf asiatisches Restaurant (Seite 3) Die Spekulation mit unseren Kindern Jugendliche Sportler, die Weltstars werden sollen (NRZ am Wochenende) Hermann Reusch Typ des Managers Die Geschichte eines Mannes und eines Konzerns (Seite 2) IN DIESER AUSGABE:

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