1950 | 75 Jahre NRZ | Zeitungsseiten

Verttg s. RsdikHoa: Bann. Sacbtmato. SS. Tnl. I IS 11. GaicbifU- Anielgenpiataai Ausgabe A (Essen) 0,60 DM, D (Duisburg) •tellani Esten: Blrkbou», Mülheim, SchloS-, Ecke Bppinghofei 0,60 DM Ausgaben B (MOlbelml. C (Oberhausenl, B IMoera) StraBet Obarbauaen: Marktati 67, Duisburg, Könlgttr. 9, Moars, 0,40 DM. F (Dinslaken) und G (Wesel) 0,24 DM. H (Kleve-Gel- Am Kfinlgl, Hof, Dtnsl.t Hauptstr 61, Waaali Am Heubarg II dem) 0,30 DM le 46-mm-Zeile. Für Familienans. ermäß, Preis. «. JAHRG. / NR. 224 / EINZELPREIS 20 PP SAMSTAG. DEN 25.SEPTEMBER 1910 Schwere Wahl im „ Musterländle “ Kaum beschäftigt sei das deutsche Obergericht in Köln, stellt der Bund der Steuerzahler in einer Erklä- rung fest. In den 2V* Jahren seines .Be- stehens habe es an Revisionen, Beschwer- den und erstinstanzlichen Verfahren nur 77 Fälle entschieden. Aus 16 Meter Höhe stürzte ein an einem Drahtseil hängendes Montagegerüst auf dem Hüttenwerk Haspe mit vier Arbeitern ln die Tiefe. Zwei Arbei- ter wurden getötet, einer schwer verlebt, während der vierte unverletzt blieb. Ein Linienomnibus mit Anhänger der in Lünen mit einem Lkw zusammen- stieß, rutschte die Fahrbahn hinab, und stürzte mit 25 Insassen in den Syggel-Bach. Alle Reisenden kamen mit dem Schrecken davon. Preistreiber zu benennen In einem Aufruf an die deutsche Öffentlichkeit versprach im Namen der gesamten Industrie des Bundesgebietes der Präsident des Bundesverbandes der deutschen Industrie, Fritz Berg, alles zu tun, um Preissteigerungen zu begegnen. Berg forderte die Gewerkschaften und andere Organisationen auf, in den ihnen nahestehenden Verbraucherkreisen dar- auf zu drängen, daß sie durch größere Kaufdisziplin den Preissteigerungs- tendenzen entgegenwirkem. Außen- und Verteidigungs- minister konferieren New York, (ap) Zu ihren Besprechungen über die Bildung einer nordatlantischen Verteidigungsstreitmacht unter Einschluß eines deutschen Kontingents sind gestern die Außen- und Verteidigungsminister der drei Westmächte in New York zusammen- getreten. Im Laufe der Sitzung wurden noch je sechs Berater der drei Nationen hinzugezogen. Es wird nicht angenommen, daß die Konferenz mit einem endgültigen Resultat abgeschlossen wird, da die technischen Einzelheiten noch eingehender Erörterungen bedürfen. Die Pariser „Le Monde* schreibt, wenn im letzten Au- genblick kein kühner Vorschlag gemacht werde, könne die Aufstellung deutscher Kampftruppen eher erfolgen als man denke. Bewußtlos aufgefunden wurde ein Mann i|n Kreise Arnsberg, dem das Nasenbein zertrümmert, die Lippen Snl- geplatzt, zweimal die Kiefer gebrochen, ein Auge verletzt und zehn Zähne mit der Wur- zel ausgeschlagen waren. Sein bäuerlicher Nachbar hatte ihn mit einem Knüppel trak- tiert. Der Täter erhielt sechs Monate Gefäng- nis. Russische Beschuldigungen vor UNO-Vollversammlung New York, (ap) Der UNO-Lenkungs- ausschuß verwies die Erörterung der russischen Beschuldigung, die USA hätten China angegriffen, an die Vollversamm- lung. In der Nacht zum Freitag hatten die Russen den formellen Antrag dazu beim Generalsekretariat eingereicht. 1000 Handzettel beschlagnahmte die Polizei in Mülheim. Die Zettel forderten zu dem verbotenen FDJ- Treffen am 1. Oktober in Dortmund auf. Starker Widerstand erwartet Von Norden und Süden kämpften sich Marine-Infanteristen auf den Stadtkern von Söul vor. Obwohl der Widerstand der Nordkoreaner schwächer als erwar- tet war, wird angenommen, daß ein Kampf auf Biegen oder Brechen unmit- telbar bevorsteht. Nach Berichten von Aufklärungsfliegern wird in der Stadt fieberhaft am Ausbau der Verteidigungs- anlagen gearbeitet. Gestern vormittag wurde der Flughafen Kimpo nordwest- lich Söuls von kommunistischen Parti- sanen angegriffen, die aber zurück- geschlagen werden konnten. Trumans Veto überstimmt Washington. (dpa) Das Repräsentanten- haus machte gestern mit überwältigender Mehrheit das Veto unwirksam, das Prä- sident Truman gegen da6 Gesetz zur Be- kämpfung umstürzlerischer Elemente eingelegt hatte. Da6 Gesetz sieht die Re- gistrierung aller Kommunisten und die Inhaftierung aller Personen im Kriegs- fälle vor, die der Sabotage verdächtigt werden. Polizeikrieg beendet NRZ Berlin. Der Berliner Polizei-Klein- krieg ging gestern nachmittag nach drei- tägiger Dauer zu Ende, als die 25 von der Volkspolizei festgenommenen West- polizisten gegen die sechs am Montag verhafteten Volkspolizisten aus Hall« ausgetauscht wurden. Die Volkspolizisten waren von einem amerikanischen Gericht zu fünf Tagen Haft wegen illegalen Waffenbesitzes in Berlin verurteilt wor- den, die jedoch durch die Untersuchungs- haft als verbüßt gelten. Die 47 Volks- polizisten, die von der Westpolizel als Gegenmaßnahme zur Festnahme der 25 Westpolizisten verhaftet worden waren, sind gleichfalls bereits am Freitagmorgen entlassen worden. Sanju, zum Drei Hauptstoßrimtungen Der Angriff der UN-Truppen auf der Straße von Taegu über Kumchon wird durch einen Parallelangriff etwas weiter südlich unterstützt, wo Einheiten der 2. US-Division die acht Kilometer west- lich des Naktongs liegende Stadt Chogye erreichten. Nordostwärts Kumchon« stie- ßen US-Verbände bis nach Sonsan vor. Im zweiten Hauptstoß an der Ostküste eroberten südkoreanische Truppen Kigye zurück. Der dritte Hauptangriff wird von US-Verbänden entlang der Südküste geführt. Sie stehen jetzt etwa 10 km vor Chinju. Die Front Im Süden Koreas verläuft zur Zeit wie folgt: von einem Punkt 10 km ostwärts Chinjus über Hyopchon, Songju zu einem Punkt 10 km ostwärts von Kumchon an dar großen Straße Taejon—Taegu, von dort über Kunwi, Uison, Kusan und Kigye Meer hart südlich Chonghas. Baukosten brauchen nicht zu steigen Lohnerhöhung kann durch Einsparungen aufgefangen werden Von nnserem Boaair Büro NRZ Bonn. Die Gesamtbaukosten kön- nen auch nach zehnprozentiger Lohn- erhöhung durch Einsparungen im Bau- gewerbe, bei der Planung und Vorberei- tung sowie bei der Geldbeschaffung mindestens auf dem Stand vom Früh- jahr 1950 gehalten werden, stellte gestern eine vom Bundesminister Wilder- muth einberufene Konferenz fest, an der Vertreter der Ministerien, der Länder, der Gemeinden und der Gewerkschaften zusammen mit allen am Bau beteiligten Industrien teilnahmen. Eine gleichmäßige Beschäftigung in der Bauwirtschaft wurde von der Konferenz als wirkungsvollste Voraussetzung für eine Baukostensenkung bezeichnet. Es müsse alles darangesetzt werden, die Anschlußarbeiten an die diesjährige Sai- son und die Planung und Finanzierung für das Arbeitsprogramm 1951 sofort aufzunehmen. Die gegenwärtige günstige Konjunktur gestattet, wie die Deutsche Presse-Agen- tur aus Fachkreisen erfährt, sogar die Gesamtbaukosten um mehrere hundert Mark je Wohnung zu senken, wenn bei Vorbereitung und Bau jeder Zeitver- lust vermieden wird Wahlvereinbarungen Zur Überraschung des Hauses gab der FDP-Abg. Dr. Middelhauve offiziell be- kannt, daß seine Partei mit der CDU hin- sichtlich der Regierungsbildung Wahl- vereinbarungen traf, die Arnold nicht berücksichtigt habe. Middelhauve bean- tragte, der Landtag solle die Zusammen- legung des Arbeits- und Sozialministe- riums, des Verkehrs- und Wirtschafts- ministeriums sowie des Wiederaufbau- und Finanzministeriums beschließen. Die Planstelle des Landesvertreters beim Bund (Dr. Spiecker) müsse gestrichen werden. Der zweite Antrag Middel- hauves forderte die Zustimmung zu fol- gender Erklärung: „Die Zusammen- setzung der Landesregierung und die Regierungserklärung finde nicht die Billigung des Landtages." UN-Fronten auf 160 km genähert Kumchon und Suwoen genommen — Kämpfe ln Söuls Innenstadt Tokio, (ap-dpa) Während der Kampf um Söul mit dem Eindringen amerikanischer Stoßtrupps in das Stadtzentrum gestern ln sein entscheiden- des Stadium trat, haben sich die UN-Fronten von Norden und von Süden auf rund 160 km einander genähert. Aus dem Raum von Taegu sind Vor- ausabteilungen bis zu dem wichtigen Straßenknotenpunkt Kumchon, 60 km nordwestlich von Taegu, vorgerückt und haben die Stadt genommen. Gleichzeitig eroberten Einheiten der 7. US-Division von Norden her den Straßen- und Eisen- bahnknotenpunkt Suwoen, 28 km südlich von Söul. Die Entfernung zwischen Suwoen und Kumchon beträgt 160 km. Die UN-Streitkräfte 6treben offensicht- lich eine Verbindung zwischen der Nord- und Südfront an, um Südkorea in zwei Hälften aufzuspalten. Presse protestiert NRZ Bonn. Die Bonner Pressekonfe- renz beschloß einstimmig, beim Präsi- dium des Bundestages gegen die schwe- ren Vorwürfe zu protestieren, die gestern im Bundestag gegen die deutsche Presse in ihrer Gesamtheit erhoben wurden. Dem ersten Vorsitzenden des Deutschen Journalistenverbandes, Kla- bunde, wurde vorgehalten, daß er als Abgeordneter nicht gegen die Beschuldi- gungen Stellung genommen habe. Kla- bunde erklärte hierzu, er habe wenig An- laß, über die deutsche Presse insgesamt begeistert zu sein. Die größten Fehler be- stünden bei den heimischen Redaktionen und den Verlegern. Auch die Militärre- gierungen seien mit schuld, denn sie hät- ten beim Neuaufbau der Presse ehema- lige nationalsozialistische Journalisten in bestimmte Stellungen hineingebracht. 45 744 wandern nach USA aus Bonn, (ap) Uber die Einwanderung von 45 744 deutschen Ostvertriebenen nach den USA finden zur Zeit zwischen deut- schen und amerikanischen Dienststellen Besprechungen statt, teilte gestern das Bundesinnenministerium mit. Es handelt sich um eine einmalige Quote. Nur an das Volk zu denken Die Aufforderung Arnolds an die Opposition, sie möge sachlich mit der Regierung Zusammenarbeiten, wies Henß- ler als unpassend und überflüssig zu- rück. Die SPD werde sich auch in Zu- kunft das Prädikat, bei allen Handlun- gen nur an das Volk zu denken, nicht nehmen lassen. Politische Reinlichkeit Id Namen der SPD-Fraktion antwortete Staatsminister a.D. Karl Severing, die Re- gierungserklärung sei gewiß ebensowenig wie das neue Kabinett zu billigen. Seine Partei könne aber nicht für den Antrag Dr. Middelhauves stimmen, da sie es aus Gründen politischer Reinlichkeit ab- lehnen müsse, sich in die Gesellschaft von Personen zu begeben, die sich wie Dr. Middelhauve weitgehend mit den un- haltbaren Verleumdungen des CDU-Abg. Jöstingmeyer identifizierten. Der Mißbilligungsantrag der FDP wurde gegen ihre eigenen Stimmen ab- gelehnt. SPD und KPD enthielten sich der Stimme. Der andere FDP-Antrag auf Zusammenlegung einiger Ministerien wurde mit den Stimmen der Antrag- steller und der CDU an den Hauptaus- schuß überwiesen. „Sie gefallen uns! Die neue Koalition sei für die CDU eine Ehrensache, erklärte der Abg. Schae- ven. Er bestritt, daß der Einfluß Dr. Adenauers bei der Regierungsbildung eine Fernzündung hervorgerufen habe. „Wenn wir Ihnen als Regierung nicht gefallen, Sie gefallen uns als Opposition ausgezeichnet", sagte Schaeven zur SPD. „Die Zeiten versprechen, interessant zu werden." Kaum jemand zufrieden Der Abg. Brockmann hatte als Sprecher des Zentrums in der Debatte erklärt, daß kaum jemand mit der gegenwärtigen Re- gierungsbildung zufrieden sei. Man müsse bei ^erster Gelegenheit dem Kabi- nett eine breitere Basis schaffen. Dens KP-Abg. Ledwohn wurde vom Landtags- präsidenten nach mehrmaligen Verwar- nungen das Wort entzogen, weil er die Regierung Arnolds der Kriegsvorberei- tung beschuldigt hat. Bundespresseamt versagte Die SPD-Abgeordneten Eichler und Schöttle kritisierten gleichfalls die Be- richterstattung. Schötte betonte jedoch, daß die tendenziösen Meldungen aus dem Bundesfinanzministerium gekommen und über einen hohen Beamten des Bundespresseamtes weitergeleitet wor- den seien. Der FDP-Abgeordnete Dr. Schäfer warf allgemein den Journalisten vor, daß sie sich durch sensationelle Herausstellung von Nebensächlichkeiten um die Behandlung und Ergründung der echten politischen Probleme herum- drückten. Staatssekretär Hartmann vom Bundes- finanzministerium teilte zur Sache mit, daß von den Straßburg-Abgeordneten selbst überhaupt kein Geld angefordert worden sei. Nur das Büro des Bundes- tages habe eine geschätzte Anforderung von 250 000 DM übermittelt. 170 000 DM seien dann zur Verfügung gestellt wor- den. Vizepräsident Prof. Carlo Schmid teilte mit, daß er umgehend eine ge- naue Kostenaufstellung der Straßburger Delegation veranlassen würde. NRW-Landtag debattiert Arnold-Erklärung Scharfe Antwort der SPD - Mißbil ligungsantrag der FDP abgelehnt Vonunteriffl Dflntldorlir B fl r • NRZ Düsseldorf. Ministerpräsident Arnold habe sich von Männern Innerhalb der CDU, die ihn lieber hente als morgen in der politischen Ver- senkung verschwinden sähen, als Tarnungsobjekt mißbrauchen lassen, um Jene Bevölkerungskreise zu täuschen, die sich dem sozialen Gedanken ver- pflichtet fühlen, erklärte gestern der Fraktionsvorsitzende der SPD, Fritz Henßler, vor dem Landtag von Nordrhein-Westfalen. „Wir wären bereit gewesen, jenem Arnold, wie er vorher war, unsere Stimme zu geben", stellte Henßler zu der Regierungserklärung des neuen Kabi- netts fest, die zuvor durch den CDU- Abg. Johnen im Namen seiner Fraktion gebilligt worden war. Das neue Kabinett, sagte Henßler weiter, sei außerordent- lich behelfsmäßig und umfasse auch Männer von nicht ganz zweifelsfreiem politischem Ansehen. Bundestag mit Presse unzufrieden Berichterstattung über die Straßburg-Diäten löste Kritik aus NRZ Bonn. Von den Sprechern fast aller Parteien wurde gestern die Presse- berichterstattung über das Thema „Straß- burg-Diäten" zum Anlaß einer allge- meinen Kritik an der Presse genommen. Der Bundestag hatte über einen Antrag der WAV und des Zentrums zu bera- ten, in dem die Bundesregierung um unverzügliche Bekanntgabe der gestirnten Bezüge der deutschen Europa-Rat-Dele- glerten ersucht wird. Die CDU-CSU-Abgeordnete Dr. Luise Rehling ermahnte die Presse in scharfen Worten, mehr über die sachlichen Dinge zu berichten. Es bestehe die Tendenz, durch Veröffentlichungen über Bundestags- diäten das Parlament zu diskreditieren. Entgegen den Pressemeldungen sei in Straßburg nur ein Dienstwagen gewesen, sieben oder acht Abgeordnete hätten ihren Privatwagen mitgenommen. Von den veranschlagten 175 000 DM für die Straßburg-Delegation 6eien einschließ- lich der Kosten für die Büros nur 55 000 DM verausgabt worden. Die Abgeord- neten hätten kein Fixum und keine Spe- sen erhalten. Kilometergelder seien in der gleichen Höhe wie in Bonn gezahlt worden, das Tagegeld habe mit 5000 Francs oder 60 DM dem mittleren Be- trag für Regierungsbeamte in Frank- reich entsprochen. Die Abgeordneten der meisten anderen Länder wie Eng- land, Italien und Türkei hätten höhere Beträge erhalten. 6 Konzerne verschwinden Bonn, (ap) Durch den Erlaß von Durchführungsverordnungen zum Gesetz Nr. 27 wurde gestern von der Alliierten Hohen Kommission die Liquidation von sechs Konzernen der westdeutschen Stahlindustrie zum 30. September 1950 verfügt. Es handelt sich um Vereinigte Stahlwerke AG, Fried. Krupp AG, Man- nesmannr Öhren-Werke, Klöcknerwerke AG, Hoesch AG und Gutehoffnungs- hütte. Der Werksbetrieb und der Ge- schäftsgang der Unternehmen werden nicht unterbrochen. Die Konzerne werden im Rahmen des alliierten Entflechtungs- programms in kleine Gesellschaften auf- geteilt Vor Pfund-Aufwertung? London, (ap) Gerüchte, die von einer Aufwertung des Pfundes Sterling sprechen, wollen in Großbritannien nicht verstummen. Von zuständiger Seite wurde gestern bekannt, daß der Sterling- block seit der Abwertung des Pfundes am 18. September 1949 Gewinne in Höhe von 1,5 Mrd. Dollar erzielen konnte, Die Dol- larreserven des Sterlingblockes sollen insgesamt jetzt 2,8 Mrd. Dollar betragen. Dumping aus dem Ostsektor Berlin, (ap) Die Berliner Brotindustrie hat zur Zeit unter einem ostzonaleu Dumping zu leiden. Täglich werden rund 150 t Brot nach West-Berlin geschmug- gelt und dort gegen Westmark ver- kauft. Infolge des Umrechnungskurses verdienen die Zwischenhändler etwa 25 Westpfennnig an einem 3-Pfund-Brot und bleiben immernoch unter den West- Berliner Preisen. Bald synthetischer Treibstoff Frankfurt, (dpa) In der Bundes- republik dürfe höchstwahrscheinlich bald synthetischer Treibstoff hergestellt wer- den, kündigten gestern Wirtschafts- sachverständige der amerikanischen Ho- hen Kommission an. Auf amerikanischer Seite werde dies auch wegen der ange- spannten Lage auf den Internationalen Treibstoffmärkten und im Zusammen- hang mit dem Ausbau der europäischen Verteidigungsbereitschaft für angebracht gehalten. Auch die Herstellung von Buna, Speztalkugellagern, bestimmten optischen und chemischen Artikeln würde bald wieder erlaubt sein. Keine Neuwahlen in England London. (ap-dpa) Premierminisiter Attlee habe sich entschlossen, in diesem Jahr keine Neuwahlen mehr abhalten tu lassen und vorläufig auch keine Ka- binettsumbildung vorzunehmen, wurde aus der Umgebung Attlees bekannt. NRZ Berlin. Die von Bundestag und Regierung eingeleiteten Maßnahmen zu einer verstärkten Ostpolitik seien keine Augenblickserscheinungen, sondern wür- den auch nach den Einheitswahlen am 15. Oktober fortgesetzt, erklärte der Vor- sitzende des Bundestagsausschusses für gesamtdeutsche Fragen, Wehner (SPD), gestern in Berlin, wo der Ausschuß zur Zeit eine Arbeitssitzung abhält. Wehner kündigte an, daß Bundestag und Regie- rung zwei Tage vor der Wahl am 15. Oktober der Ostzonenbevölkerung noch etwas ganz Besonderes sagen werden. Bundesrat büligte Entwurf über Mitbestimmung NRZ Bonn. Der Bundesrat entschied sich gestern nach vierstündiger Debatte gegen die Stimmen von Hamburg, Bre- men und Hessen für den Regierungs- entwurf über die Mitbestimmung der Arbeitnehmer im Betrieb. Gleichzeitig hat er die Bundesregierung aufgefordert, verschiedene Abänderungswünsche an den Bundestag zu leiten, dem der Ent- wurf jetzt zugeht. Eine vom Arbeits- ministerausschuß vorgeschlagene Ent- schließung, die den Entwurf als eine „nicht glückliche Lösung* bezeichnete, wurde zurückgewiesen, nachdem Bundes- arbeitsminister Storch betont hatte, das Kabinett könne den Entwurf aus Zeit- not nicht mehr ändern. Der Bundesrat beschloß weiter, den Vermittlungsaus- schuß zwischen beiden Häusern der deut- schen Gesetzgebung anzurufen, weil sein Änderungsvorschlag zur Neufassung des Konsulargesetzes nicht beachtet wurde. NRZ Bonn. Jede Demontage in der jetzigen gesamtpolitischen Situation sei psychologisch untragbar, erklärte Prof. Nölting gestern im Bundestag zur Begründung eines SPD-Antrages, ln dem neben der Beendigung der Entmili- tarisierung auch die Einstellung aller Demontagemaßnahmen für Reparations- zwecke gefordert wird. Alle Transporte von Demontage- und Reparationsgut sollen aufhören, alle Vorschriften, die eine Modernisierung des Produk- tionsapparates für Friedenszwecke verhindern, sollen wegfallen. Außerdem fordert der Antrag, der vom Plenum einstimmig angenommen wurde, daß die bestehenden Kontroll- organe durch Vertreter solcher Länder ergänzt werden, die am Kauf deutscher Waren interessiert sind. Prof. Nölting wies darauf hin, daß auf dem ehemali- gen Kruppgelände in Essen noch 30 000 t Reparationsgut lagern, darunter Maschi- nen und Kräne, die für den Wiederauf- bau notwendig seien, über das Schick- sal dieser Güter sei bisher noch nicht entschieden. Nölting wandte sich beson- ders dagegen, daß Maschinen aus der Schwerbeschädigten-Werkstatt als Repa- rationsgüter abtransportiert wurden. Eine England zugesprochene Schmiede- presse der Dortmunder Union, die aber ln England keine Firma gebrauchen könne, habe man für Deutschland retten wollen. Der britische Landeskommissar habe es abgelehnt, sie aus den Lieferun- gen herauszunehmen. Besonders traurig sei die Zerstörung der Elektroofen der Henrichshütte in Hattingen, die jetzt in einem Schrottlager ständen. Zwei mo- derne Walzenstraßen im Werte von je 15 Mill. DM lagerten ebenfalls noch im Ruhrgebiet. Große Geste wird erwartet „Die Zeit der kleinen Erleichterungen Ist vorüber, man sollte sich endlich zu einer großen Geste verstehen", rief Nöl- ting aus. Den Beifall des gesamten Hau- ses erhielt Nölting, als er die Ablösung alliierter Beamter und Angestellter for- derte, „die seit 1945 oft über ihre Richt- linien hinaus ihr möglichstes getan haben, um unsere Wirtschaft zu hem- men. Wir sind bereit, ihnen das Ehren- geleit zu Ihren Heimatzügen zu geben." In zweiter und dritter Lesung wurde einstimmig der Gesetzentwurf zur Ver- längerung des Notgesetzes für die deutsche Hochseefischerei angenommen, wodurch die Bunkerkohle für Betriebe der Dampfhochseefischerei um 15 DM je Tonne verbilligt wird. Bundestag fordert einstimmig: Endgültig Schluß mit Demontagen Schicksal von 30000 t Krupp-Maschinen noch nicht entschieden — Elektroofen stehen in einem Schrottlager Lord Henderson bei Kanzler 1 und Oppositionsführer Gesamtdeutscher Ausschuß tagt in Berlin NRZ Bonn. Der parlamentarische Unter6taatssekretär im britischen Aus- wärtigen Amt, Lord Henderson, be- suchte gestern in Bonn Bundeskanzlei Dr. Adenauer, mit dem er sich ein- gehend ülber die New-Yorker Außen- mlnisterbescMü«6e unterhielt. An der Unterredung nahmen außerdem Mini- sterialdirektor Dr. Blankenhom, Bundes- finanzminister Dr. Schäffer und Dr. von Brentano, der CDU/CSU-Fraktionsvoi- sitzende, teil. Auch mit dem Oppositionsführer Dr. Schumacher und dem zweiten SPD-Vo.-- sitzenden Ollenhauer konferierte Hen- denson etwa eineinhalb Stunden über das gleiche Thema. Die SPD-Vertreter betonten in diesem Gespräch erneut, daß die geplanten neuen deutschen Polizeiverbände Polizei bleiben müßten und in ihrer Struktur keinen Ansatz zu einer neuen deutschen Wehrmacht bie- ten dürften. DIE SCHWANENBURG IN KLEVE — ein Wahrzeichen des ganzen Niederrheins —, die am 7. Oktober 1944 durch Bombenangtiil zerschlagen wurde, soll wieder er- richtet werden. Am 1. Oktober leiern die Klever das Richtfest des Schwanen- turmes, der durch die Opferwilligkeit der Bürger bereits restauriert werden konnte.

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